... ABER AUCH GROSSEN GESCHMACK HAT UNS DER SCHWARZE HOLUNDER ZU BIETEN.
Der Schwarze Holunder (Lateinisch: Sambucus nigra), als "Zauberbaum" unserer Vorfahren bekannt, erlebt in jüngster Zeit eine Renaissance. Aus den Blüten und Beeren des Stauchs wird wieder heilkräftige Pflanzenmedizin hergestellt.
Schon mein Großvater pflegte zu sagen:"Vor dem Holunderstrauch ziehe deinen Hut und erweise ihm damit deinen Respekt".
Die Naturheilkunde kennt eine Vielzahl an Heilmitteln aus der Pflanze, die gegen viele Krankheiten zur Anwendung kommen. Das weiße Mark des Holunders wirkt stimmungsaufhellend, wenn man es zum Räuchern einsetzt. Die Blätter haben eine schmerzstillende Wirkung. Die Blüten enthalten Selen, Mineralstoffe und Flavonoide. Der Tee aus den Blüten hat ein feines Aroma und hilft eine beginnende Erkältung abzuwehren. Zur Stärkung des Immunsystems mache man eine Hollersaft-Kur von zwei bis drei Wochen. Hierfür werden Hollerbeeren dampfentsaftet, kurz aufgekocht und ohne Zucker heiß abgefüllt. Der Fruchtsaft ist ein Vitaltrunk: er enthält Vitamine A, B und C und viel Kalium. Die roten Farbstoffe der Früchte, sogenannte Anthocyane, sind effektive Radikalfänger..
MYSTIK UND MAGIE
Der Schwarze Holunder wächst am liebsten im Schutze von alten Scheunen, nahe an Häusern und Höfen. Eine Erkenntnis aus alten Klostergärten besagt:"Pflanzen wachsen dort, wo Menschen ihre Wirkung brauchen."
In alten Kräuterbüchern wird der Holunder als Universalmedizin gelobt.
Die Verbindung zwischen Pflanzen und spirituellen Praktiken ist tief in der Menschheitsgeschichte verwurzelt. In den alten keltischen Gesellschaften nahm der Holunderbaum eine bedeutende Rolle in der Mythologie ein.
Die Mythologie des Holunders ist mit Gestalten der Großen Göttin verknüpft: Die Germanen brachten der Hola/Hulda unter dem Holleerbusch Dankopfer dar. Die Insel-Kelten verbanden den Holunder mit der Göttin Morrhigan. An Beltane wurden Holunderzweige an Türen und Fenster gehängt, um vor schwarzer Magie zu schützen.
In Dänemark lebt im Holunder die Hyldemoer, die Elfermutter, die Holunderfrau. Wer sich bei Sonnenuntergang zur Sommersonnenwende unter einen Holler stellt, kann die Feenkönigin sehen.
Der Holunder wurde auch als Lebensbaum und eine Art zur Anderswelt gesehen. Wegen der vielen Legenden um den Holunder war es praktisch unmöglich, ihn abzuholzen. Damit lässt sich das häufige Vorkommen des Hollerbuschs bei älteren Gebäuden erklären. Dass dem Holunderstrauch bei unseren Vorfahren außer der volksmedizinischen auch eine stark mystische und magische Bedeutung zukam, wissen heute die wenigsten. Das Wort Holunder stammt von dem althochdeutschen Wort Holuntar ab (holun = hohl, heilig, günstig, gnädig; tar = Baum oder Strauch). Der „Holler“ wurde nämlich als Sitz der Götter betrachtet. Schon den alten Germanen war es deshalb verboten, ihn zu fällen. Sie glaubten, dass die helfende Muttergöttin Holla (germanisch Hel), die den Holunderbusch bewohnte, ihm große Heilkraft verliehen hatte. Sie galt als Herrin über Leben und Tod, nahm die Seelen der verstorbenen Lebewesen mit in ihr unterirdisches Reich und entließ sie auch wieder in den Zyklus der überirdischen Welt. Die beiden Seiten der Göttin spiegeln sich in der Zweideutigkeit des Holunders wider: Er ist heilend, aber auch giftig, er blüht leuchtend weiß und bekommt schwarze Beeren. Somit war Holunder der Baum des Lebens, des Todes und der Wiedergeburt und bei unseren frühen Vorfahren fest mit dem Totenkult verbunden.
Die Göttin Holla erscheint uns auch im Märchen von Frau Holle, bei dem wir nachempfinden können, welche Aufgaben die Verstorbenen erfüllen mussten, bevor sie auf die Erde zurückkehren durften. Man war auch davon überzeugt, dass Seelen, die wiedergeboren werden wollten, unter dem Holunderbusch warten, um zu den Gebärenden gebracht zu werden. Dies wird im Kinderlied besungen: „Ringel, Ringel, Reihe, sind der Kinder dreie. Sitzen unterm Holderbusch, machen alle husch, husch, husch.“
ZARTER DUFT UND GR0SSER GESCHMACK
Von Mai bis Anfang Juli trägt der Hollerstrauch sein weißes, wunderbar duftendes Blütenkleid. Die Dolden stecken voller Aromen und in der Küche lassen sich allerlei Köstlichkeiten aus den Blüten herstellen. Es ist die Zeit, einen Sirup mit den Blüten anzusetzen. Dieser Siup, verdünnt mit Wasser, ist an heißen Tagen ein wunderbarer Durstlöscher. Im Herbst, wenn die schwarzen-violetten Beeren reif sind, versuche man einmal einen Holler-Likör anzusetzen. Hollerstrauben aus den Blüten schmecken Erwachsenen, genauso wie Kindern.
HOLUNDERBLÜTEN (HOLLERSTRAUBEN) IM BACKTEIG
ZUTATEN
12 Blütendolden
2 Eier
200 ml Weißwein oder Milch
150g Mehl
1 EL Zucker
1 EL Vanillezucker
1 EL Öl
1 Prise Salz
ZUBEREITUNG
Die Eier trennen und die Eigelbe mit Wein, Mehl, Zucker und Vanillezucker verrühren.
Öl unterrühren und den Teig 20 Minuten rasten lassen.
Das Eiweiß mit Salz steif schlagen und in den Teig unterheben.
Die Blütendolden vorsichtig durch den Teig ziehen.
In einer Pfanne mit reichlich Öl goldbraun ausbacken.
Auf Küchenkrepp abtropfen lassen, servieren und gut schmecken lassen.
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